Am 12. Mai 1972 trafen sich im Vereinszimmer der neuen Hauptschule in Gebhardshain Vertreter der Sportvereine aus der Verbandsgemeinde Gebhardshain, der Hauptschule und der Verbandsgemeindeverwaltung.
Nach Klärung einiger organisatorischer Fragen, die den Sportbetrieb in der neuen Turnhalle betrafen, wurde von Seiten der Schule dargelegt, dass man beabsichtige, in Verbindung mit den Vereinen an verschiedenen Tagen in der Woche nachmittags durch Lehrer Übungen in den Sportarten Fußball, Handball, Volleyball und Leichtathletik durchzuführen. Zu diesem Zweck wurde den Vertretern der Vereine vorgeschlagen, eine Interessengemeinschaft zur Förderung des Sports von Kindern im hauptschulpflichtigen Alter zu gründen.

Am 12. Mai fand die Gründungsversammlung dieser Interessengemeinschaft im Lokal Schütz in Elkenroth statt. Man beschloss, ihr den Namen ?Sportgemeinschaft Westerwald? zu geben. In den vorläufigen Vorstand wurden gewählt:

– Günter Schneider, Fensdorf (heute Gebhardshain), 1. Vorsitzender
– Artur Richter, Elkenroth (Stellvertreter)
– Paul Kunz, Steinebach (Geschäftsführer)

sowie den Vorsitzenden der beigetretenen Sporvereine als Beisitzer.

Alle Vereine aus dem Bereich der Verbandsgemeinde Gebhardshain traten schließlich der Sportgemeinschaft bei.
In der verabschiedeten Satzung hieß es unter anderem in Punkt 2:
?Die Sportgemeinschaft ist eine Interessen- und Wettkampfgemeinschaft, aber kein eigener Verein. Zu Wettkämpfen starten die Wettkämpfer für den Verein, in dem sie Mitglied sind. Es kann nur jemand Mitglied der Sportgemeinschaft sein, der einem angeschlossenen Verein angehört.?

Folgende Übungsgruppen nahmen alsbald ihr Training auf:

– Leichtathletik (Rainer Fritzen)
– Judo (Jürgen Schröder)
– Volleyball (Wolfgang Steiner)
– Handball (Heribert Meyer).

Verschiedene Schwierigkeiten zwangen aber bald schon dazu, die Sportgemeinschaft in einen selbstständigen Verein umzuwandeln. Am 23. März 1973 stimmten alle anwesenden Vertreter zu.
Im Protokoll ist nachzulesen ?Die SG Westerwald wird in einen selbständigen Verein umgewandelt. Dieser Verein kann alle Sportarten bis auf Fußball und Tischtennis betreiben?.

Nur wenige Tage später, am 3. April 1973 fand dann die offizielle Gründungsversammlung der Sportgemeinschaft statt.

Auf der 1. Mitgliedersversammlung am 10. April 1974 in der Hauptschule Gebhardshain wurde die Vereinssatzung verabschiedet und der erste Vorstand er SG Westerwald gewählt. Ihm gehörten an:

– Günter Schneider (1. Vorsitzender)
– Artur Richter (2. Vorsitzender)
– Paul Kunz (Geschäftsführer)
– Paul Kunz (Schatzmeister)
– Rudi Rödder (Jugendleiter)
– Werner Bürckel (Abteilungsleiter Leichtathletik)
– Max Reifenhäuser (1. Beisitzer)
– Beatrix Latsch (2. Beisitzer)
– Wilhelm Adolph
– Willi Philipp (Kassenprüfer)

Einstimmig setzten sich die anwesenden Mitglieder die Monatsbeiträge fest:

– Schüler 6 – 14 Jahre   2,- DM
– Jugendliche 15 – 18 Jahre   3,50 DM
– Mitglieder ab 18 Jahre   5,- DM.

Am 25. Februar 1974 wurde die SGW schließlich als eingetragener Verein (e. V.) vom Amtsgericht Montabaur bestätigt.

Wie wurde in sportlicher Hinsicht begonnen?

Diese Frage lässt sich nach den Ausführungen über die doch etwas komplizierte Geburt der SG Westerwald leichter beantworten. Die sportlichen Aktivitäten begannen bereits im August 1972 mit der Einrichtung von Übungsstunden in Leichtathletik, Judo und Handball. 
Im Jahre 1973 wurde das Angebot auf Gymnastikstunden für Männer, Frauen und Kinder erweitert.
1974 kamen Volleyball, Tischtennis und Taekwondo hinzu. Seit 1977 besteht die Tennisabteilung. Außerdem nahm 1979 die Skiabteilung ihren Übungsbetrieb auf. Schließlich verfügte die Sportgemeinschaft Westerwald mit der 1980 gegründeten Jazz-Gymnastik nach nicht einmal 10 Jahren seit der Vereinsgründung über ein so vielfältiges und breitgefächertes Sportangebot, wie man es sich vor ein paar Jahren nicht hätte vorstellen können. Zehn Jahre nach Gründung der SGW, auf der Mitgliederversammlung am 28. April 1982, stellte der 1. Vorsitzende Günter Schneider dann auch stolz fest, ?dass wir es fertiggebracht haben, eine große Masse bis dahin am Sport Uninteressierter dem Sport zuzuführen (…). 
Rückblickend erlaube ich mir die Feststellung, dass die Gründung der SG Westerwald zur Bereicherung der sportlichen Aktivitäten in der Verbandsgemeinde beigetragen hat.?
Die vorgelegten Zahlen sprachen für sich: 793 überwiegend aktive Mitglieder betätigen sich 1981 in insgesamt 33 verschiedenen Sportgruppen, die von 26 Übungsleitern in 75,5 Stunden jede Woche betreut wurden.

Die großen Geldsorgen der Anfangsjahre
So jung wie der Verein, so jung waren auch seine Mitglieder der ersten zehn Jahre. Dieser an sich durchaus positive Befund brachte dem jungen Verein zunächst jedoch erhebliche Sorgen ins Haus, das heißt das niedrige Beitragsaufkommen der nahezu ausschließlich jungen Mitglieder konnte bei weitem die Kosten des sehr umfangreichen Übungs- und Wettkampfprogramms eben dieser vielen aktiven Jungmitglieder nicht decken. Ständig war der Vorstand von Geldsorgen geplagt.
Aber man war auch optimistisch. So veranstaltete man im August 1973 die Trimmspiele auf dem Molzhainer Sportplatz, die dem jungen Verein neben einem großen Werbeefekt in der Öffentlichkeit (sogar ein TV-Team vom Südwestfunk war anwesene!) auch einen dringenden notwendigen Finanzsegen in die so arg strapazierte Vereinskase einbrachte.
Die ersten SGW-Kassierer Paul Kunz und Wilhelm Adolph waren jedenfalls um ihre Tätigkeit nicht zu beneiden.
Eine Besserung der angespannten Finanzlage trat erst Mitte bis Ende der 70er Jahre ein, als sich das Mitgliederzahlenverhältnis zwischen Kindern beziehungsweise Jugendlichen und Erwachsenen einander anpasste. 
Die Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen stiegen von 5400,– DM im Jahre 1974 und 25000,– DM im Jahre 1977 auf 35.000,– DM 1981 an. 
Insgesamt wurden in den ersten zehn Jahren 305.190,76 DM an laufenden Geschäftsausgaben verbucht.
Noch bemerkenswerter fällt aber die Vermögensbilanz während dieser ersten zehn Jahre aus. Mit drei Tennisplätzen inklusive Flutlichtanlage sowie einem schmucken Vereinshaus und einigen Wintersportgeräten (Spurschlitten) verfügte man 1982 über ein Vermögen im Werte von 482.500,– DM, eine Bilanz, die jedoch nur dank erheblicher Eigenleistung und Eigenmittel engagierter Mitglieder in Höhe von 270.000,– DM möglich war.
Der Kampf um die Hallenplätze

Die Gründung der SGW war sicher begünstigt, vielleicht sogar erst angeregt, durch den Bau der Hauptschule, denn dadurch wurden Sportstätten geschaffen, die abwechslungsreiche sportliche Betätigungen erst möglich machten.
Und diese erste Sporthalle in der Verbandsgemeinde stand bald zu keiner Nachmittags- oder Abendstunde mehr leer, der ?Kampf? um begehrte Hallenzeiten war voll entbrannt. Vorübergehend ?Luft? gab es nach Inbetriebnahme der Elkenrother Sporthalle im Jahr 1977, die der SGW auch einen deutlichen Mitgliederschub brachte (Im gleichen Jahr war aber auch die Tennisabteilung gegründet worden).
Der Sport in der Verbandsgemeinde nahm indes ? nicht zuletzt wegen des ständig expandierenden SGW Sportangebots ? eine so rasante Entwicklung, dass der Ruf nach einer Großsporthalle immer lauter wurde. Mangels notwendiger Hallenstunden mussten immer öfter sogar Sportgruppen des Vereins geschlossen werden. In diesem Zusammenhang ist es sicher legitim festzustellen, dass es in erster Linie das Verdienst des damaligen SGW-Vorsitzenden Günter Schneider war, dass diese Großsporthalle möglich wurde. 

Wechsel in der Vereinsführung

Am 2. Juli 1985 endet nach 13 Jahren dann aber die so überaus erfolgreiche, engagierte und fruchtbare Arbeit von Günter Schneider. Er verzichtete im Zusammenhang mit seiner Wahl zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde Gebhardshain auf eine erneute Kandidatur zum SGW-Vorsitzenden. Sein Nachfolger wird Herbert Phlippen, der aber bereits am 30. April 1986 in einer Vorstandssitzung ? für alle Anwesenden völlig überraschend ? seinen Rücktritt erklärt. Mit ihm verlässt auch sein Stellvertreter Artur Richter, der von Anfang an 2. Vorsitzender war, den Vorstand. Bis zu einer Neuwahl wurde dann der hier tätige Chronist einstimmig zum kommissarischen Vorsitzenden des Vereins bestimmt. Die folgenden Ausführungen wollen deshalb, zumindest teilweise, auch bewusst persönlich gefärbt verstanden werden.

Persönliches Resümee des heutigen Vorsitzenden

Sie sollte nur von kurzer Dauer sein, meine kommissarische Vorstandsarbeit. Nur bis zur schnellstmöglichen geplanten Neuwahl. Doch daraus wurde nichts, bereits von Anfang an wurde ich mit einem Hauptproblem wohl vieler Vereine konfrontiert, nämlich Mitglieder zu finden, die zur Übernahme von Führungsaufgaben bereit sind. Ich wurde selbst zum einzigen Kandidaten der anstehenden Wahlen, wurde gewählt, nach zwei Jahren wiedergewählt und bin so bis heute noch immer der einzige Kandidat.
Klar, die Arbeit hat Spaß gemacht, Ideen sind entstanden, wurdne teilweise auch umgesetzt. Es gab (und gibt) immer (noch) zuverlässe Mitarbeiterinnen und Mitstreiter, doch auch Rückschläge, Misserfolge und Enttäuschungen blieben nicht aus. Die SGW (?meine? SGW ?), sie wird 25 Jahre alt. Was hat sich in ihr in den letzten elf Jahren unter meiner Führung getan, oder auch nicht getan ? Es folgt der Versuch einer kurzen Bilanz:
Erfreuliches

Sie wuchs weiter, die SG: Neue Abteilungen, neue Gruppen kamen dazu. Im Juni 1988 konnte ich das 1000. Mitglied im Verein begrüßen und der Aufwärtstrend hielt die folgenden Jahre an. Wesentlich Anteil daran trug die stetige Erweiterung des Sportangebots. Insbesondere mit der Eröffnung des vereinseigenen Fitness-Studios am 19. Mai 1988 geht ein deutlicher Entwicklungsschub einher. Gerade auch im Gesundheitsbereich übernimmt die SGW mit der Einrichtung vieler unterschiedlicher Übungsgruppen eine Vorreiterrolle im hiesigen Raum. Wirbelsäulengymnastik seit dem Jahr 1990, Osteoporose seit 1993 und Coronarsport seit 1995 sind feste Bestandteile eines ohnehin vielfältigen Übungsprogramms, das nahezu auch alle Altersbereiche abdeckt (Kleinkinderturnen sowie Mutter- und Kindturnen seit 1990).
Mit Gründung der Basketballabteilung im Juni 1993 hielt dann endlich auch wieder ein großes Ballspiel Einzug in den SGW-Sportbetrieb, in dem sich eine Mannschaft am Wettkampfgeschehen beteiligte.
Zu den großen positiven Aspekten der vergangenen Jahre muss ferner die Arbeit des erstmals von den Kindern und Jugendlichen selbst gewählten Jugendausschusses des Vereins gezählt werden. Ideenreich, engagiert und nahezu eigenständig organisieren hier verantwortliche Jugendliche eine ganze Fülle erfolgreicher und beliebter Veranstaltungen und Aktionen für die Jugend. Natürlich (wirklich natürlich ?) gab es auch große und großartige sportliche Erfolge für eine ganze Reihe von SGW-Sportlern. Ohne die vielen hervorragenden Siege so vieler SGWler schmälern zu wollen: Die schon legendären Titel von Brunhilde Hoffmann suchen vergebens ihresgleichen ? nicht nur in der SGW.

Weniger Erfreuliches

Rückschläge und Enttäuschungen blieben nicht aus. So manches, was voller Hoffnung und Zuversicht begann, verlief alsbald im Sande. Dazu gehören im sportlichen Bereich der gescheiterte Handballversuch (1988 gegründet, 1990 aufgegeben) ebenso wie der Niedergang der einst so aktiven und erfolgreichen Tischtennisabteilung. Unter der Rubrik ?Gescheitert? muss aber auch mein vergebliches Bemühen verbucht werden, Zusammengehörigkeit und Gemeinschaft im Gesamtverein zu fördern. Erfreuten sich solch gemeinsam durchgeführte Veranstaltungen, wie Vereinsfahrten, -feste und ?turniere anfangs noch regen Zuspruchs, so fehlten ihnen bald die Teilnehmerzahlen, die ihre doch größtenteils aufwendigen Vorbereitungen noch rechtfertigen konnten.
Nicht erfreuen kann einen Vereinsvorsitzenden aus das insgesamt weiter zunehmende Passiv-Verhalten eines Großteils seiner Mitglieder, wenn es um reine Vereinsangelegenheiten geht.
(Fast) leere Mitgliederversammlungen machen das Desinteresse alljährlich augenscheinlich, Vorstandsposten neu zu besetzen, gestaltet sich zu einem immer größer werdenden Glücksspiel. Sind Vereine bald wirklich nur noch Dienstleistungsbetriebe? Niemand vermag das heute sicher zu beantworten.

25 Jahre SGW – ein Gewinn

Eines indes ist heute unbestritten: Mit der Gründung der SGW von nunmehr 25 Jahren eröffneten sich den sportinteressierten Menschen im hiesigen Raum völlig neue sportliche Perspektiven. Die Sportgemeinschaft Westerwald fand und findet mit ihrem überaus vielseitigen Sportangebot regen Zuspruch ? und das in allen Altersgruppen. Sie stellt zweifellos einen Gewinn für das Sportgeschehen im Gebhardshainer Land (und teilweise auch darüber hinaus) dar und trägt somit zu einer deutlichen Steigerung der Lebensqualität vieler seiner Bewohner bei.

Vereinschronik von Willi Philipp (1. Vorsitzender SGW). Verfasst im Jahre 1997 zum 25-jährigen Vereinsbestehen